Methode Life/Work-Planning – Worum geht es dabei?
Im ersten Teil der Blogreihe berichte ich von meinen Erlebnissen im Life/Work-Planning Workshop bei Richard Nelson Bolles in Kalifornien, hier in Teil 2 der Blogreihe wird die Methode Life/Work Planning weiter analysiert.
Bei Life/Work Planning geht es darum, den passenden Job, das passende berufliche Umfeld für die Verwirklichung der eigenen Fähigkeiten und Bedürfnisse zu finden.
Was bedeutet Life/Work-Planning?
Richard „Dick“ Bolles betrachtet die Arbeitssuche als einen Teil der gesamten Lebens- und Berufsplanung – daher auch der Titel Life/Work-Planning.
Zur Methode Life/Work-Planning gehört:
HERAUSFINDEN –> GESTALTEN –> ENTDECKEN
HERAUSFINDEN: Erkennen Sie die einzigartige Essenz von dem, was Sie die wirklich gerne tun und wie Sie am besten arbeiten.
GESTALTEN: Erstellen Sie personalisierte Karriereideen, indem Sie Ihre bevorzugten Merkmale priorisieren.
ENTDECKEN: Erforschen Sie eine Vielzahl von Karriereideen mit Jobdetails, Gehältern, lokalen Angeboten und vielem mehr.
(übersetzt aus dem Englischen)
DISCOVER –> CREATE –> EXPLORE
DISCOVER: Discover the unique essence of what you love to do and how you work best.
CREATE: Create personalized career ideas by prioritizing your favorite attributes.
EXPLORE: Explore a variety of career ideas with job details, salaries, local listings and more.
Life/Work-Planning – Phasen und Vorgehensweise
Der Ansatz von Nelson Bolles ist, wie es der Titel bereits vermuten lässt, ein systematischer. Alles dreht sich bei der Methode Life/Work-Planning um die systematische Beantwortung der drei Fragen: WAS? – WO? – WIE?
WAS?
Die Phase „WAS“ unterteilt sich in drei Schritte.
a) Fähigkeiten finden
Im ersten Schritt geht es darum, die eigenen Fähigkeiten herauszufinden und klar zu formulieren. Die meisten Menschen können ihre eigenen Qualitäten, Fähigkeiten, Begabungen etc. nur in geringem Ausmaß benennen, bzw. sind sich deren gar nicht bewusst.
Hierzu verwendet Dick Bolles die Methode „Fähigkeiten finden“ aus der „Lebensgeschichte“.
Bei der Methode werden erfolgreiche Geschichten des eigenen Handelns im Leben (beruflich und privat) analysiert und die darin enthaltenen Fähigkeiten herausgefunden. Die Qualität liegt darin, selbst die eigenen Fähigkeiten zu erkennen und im Dialog mit dem Coach Fähigkeiten, die selbst nicht erkannt werden, zu „bekommen“. Dieses Erarbeiten von Fähigkeiten hat meiner Erfahrung nach mehr Nachhaltigkeit als alle anderen Methoden.
b) Beste Fähigkeiten finden
Im zweiten Schritt geht es um das Herausfinden meiner „besten Fähigkeiten“.
Welche Ihrer Fähigkeiten liegt Ihnen am meisten? Welche Ihrer liebsten Fähigkeiten wollen Sie in Ihrem Arbeitsleben einsetzen? Was bringt Sie in Hochform, welche Ihrer Fähigkeiten motiviert Sie wirklich?
Berufsfelder für Ihre besten Fähigkeiten finden
Aus den Erlebnissen der beiden Teilphasen leitet Bolles das „WAS“ ab – d.h. es werden Berufsfelder identifiziert wo Ihr Können und Wollen am besten zum Einsatz kommen kann.
c) Wissens-Inventur
Ein weiterer Schritt dient dazu Inventur zu machen: Was bringe ich alles an Wissen mit, welche Ausbildungen habe ich, was habe ich in Schule, Beruf, zuhause und in meiner Freizeit und auch z. B. ehrenamtlichen Tätigkeit gelernt? Welche Ressourcen stehen mir zur Verfügung (z.B: Bücher, Fachliteratur, aber auch Kontakte – Stichwort Networking)? Hier wird auch festgehalten was noch fehlt – z. B. welche Ausbildungen wären noch erforderlich, welche Maßnahmen müssten noch getroffen werden etc.
Hier noch ein unterstützendes Video mit Dick Bolles zum Thema „Selbst-Inventur“ Self-Inventory.
Von dieser Basis ausgehend nähern wir uns nun Ihrem „Traumjob“.
WO?
In der Life/Work-Planning Phase „WO“ beschäftigen wir uns mit der beruflichen Umgebung.
Die Arbeitsstelle wird dann zuerst nach geographischen und räumlichen Aspekten analysiert. Wo liegt die Arbeitsstelle? Wie ist sie ausgestaltet? Wie sieht der Arbeitsplatz aus? Sind Sie im Büro tätig oder im Außendienst? In welcher Umgebung befindet sich meine Wunschfirma?, etc.
Dabei bestimmt die vorausgegangene Klärung der eigenen Fähigkeiten und Interessen das Suchverfahren: Es gilt Organisationen und Unternehmen ausfindig zu machen, die mit den eigenen Zielen und persönlichen Interessen übereinstimmen.
Zusätzlich werden personelle Aspekte analysiert.
Mit welcher Art von Menschen möchten Sie es im Job zu tun haben? In welcher Art von Unternehmen/Organisation möchten Sie arbeiten? Mit welchen KollegInnen arbeiten Sie am liebsten? Welche Hierarchieformen liegen Ihnen, wie soll Ihr Vorgesetzter, Ihre Chefin sein? Wie viel möchten Sie verdienen? Was sind Belohnungen? Wo möchten Sie leben? Was sind die spezifischen, für Ihre Zufriedenheit entscheidenden Faktoren in Ihrem Umfeld? Welches sind Ihre grundlegenden Werte, Ihre „Lebensphilosophie“?
Und last but not least: Was ist Ihr zentrales Motiv, das Sie unbedingt in Ihrer Arbeit realisieren möchten?
WIE?
Die Life/Work-Planning Phase „WIE“ nimmt die konkrete Suche nach Ihrem idealen Arbeitsplatz in den Fokus.
Wie finde ich nun eine Stelle zu mir passt? Im dritten Teil des Verfahrens wird nun mittels klar definierter Jobinterviews versucht, geeignete Stellen zu finden. Ziel ist es, Jobinterviews mit „Insidern“ zu führen. Das sind jene Personen, die bereits genau die Tätigkeit ausüben, die sich der/die Suchende ebenfalls vorstellen kann.
Im Workshop bei Dick Bolles wurden natürlich alle drei Life/Work-Planning Phasen konkret erarbeitet. Im Anschluss an die Analysephasen haben wir unsere „Field Experiences“ durchgeführt.
Diese finden in Form von Informations-Interviews für Jobs statt. Hierzu wird versucht, Personen zu interviewen, die Jobs in Firmen haben, welche man zuvor als für einen selbst passend identifiziert hat.
Das Informations-Interview
Lernen Sie Menschen, die in Jobs arbeiten, die Sie am meisten interessieren kennen. Finden Sie im Job-Interview heraus, was diese Personen an ihrem Job spannend finden. Diese Interviews sind klar reglementiert. Sie sollen nicht länger als 7 Minuten dauern und umfassen 4 Fragen:
- Wie gefällt Ihnen dieser Job?
- Was gefällt Ihnen an Ihrem Job weniger?
- Wie sind Sie zu diesem Job gekommen?
- Können Sie mir bitte 3 Personen nennen, an die ich mich wenden kann?
Nach dem Interview sollte am selben Tag noch eine Dankeskarte – „Thank You-Card“ – geschrieben werden, und zwar handschriftlich und per Post versendet.
Der Hintergrund liegt darin, mehr über den Job zu erfahren, die Person nicht zeitlich zu überstrapazieren und durch die Karte positiv in Erinnerung zu bleiben. Der informelle Jobmarkt könnte so erschlossen werden.
Übrigens: Mein Jobinterview fand im Kaufhaus Nordstrom statt – ich interessierte mich für den Job als „Personal Shopper“ (ich bin eine modeaffine Person und wollte diesen Tätigkeitsbereich näher kennen lernen).
Hier noch ein interessantes Video zur Methode Life/Work-Planning mit den jeweiligen Phasen mit Richard Nelson „Dick“ Bolles: „The way you do „life“ is how you’ll do your job hunt“.
Auf YouTube finden Sie inspirierende Videos – z. B. der Vortrag „Wie ich heute entscheide, was ich in 5 Jahren machen werde“ von Dick Bolles bei Google.
Lesen Sie in Teil 3 über den Nutzen dieser Methode und meine Angebote im Berufscoaching.
Herzliche Grüße,
Ihre Helga Blöchl